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Dinosaurier-Definition



Vor über 230 Millionen Jahren begann die Zeit der Dinosaurier. Wann genau der erste Dinosaurier erschien, ist nicht bekannt. Nach dem Massensterben am Ende der Trias vor 201 Millionen Jahren wurden sie zur dominanten Tiergruppe an Land. Allein aus der Tatsache heraus, dass sie dann über 140 Millionen Jahre lang als die Herrscher des Landes galten und Unmengen von verschiedenen Arten hervorgebracht haben, darunter auch die größten Landlebewesen aller Zeiten, kann man davon ausgehen, dass sie zu den erfolgreichsten Wirbeltieren der gesamten Erdgeschichte gehörten.


Bisher sind über 800 Dinosauriergattungen weltweit gefunden worden. Forscher vermuteten im Jahr 2006, dass dies aber maximal ein Drittel aller Dinosaurier sind, die jemals gelebt haben, und viele noch unentdeckt irgendwo im Boden schlummern (vgl Nachricht vom Sep. 2006). Allerdings gehört nicht jedes Lebewesen, dessen Überreste in den Schichten, die dem Mesozoikum (Erdmittelalter) zugeschrieben werden, eingebettet ist, zu der Gruppe der Dinosaurier.

Also: Was ist ein Dinosaurier eigentlich? Bei der Beantwortung dieser Frage ergibt sich nach den neuesten Forschnungen ein großes Problem, wie später deutlich werden wird.


Das Iguanodon wurde bereits 1825 beschrieben und zählt zu den ersten beschriebenen Dinosauriern.


Schematische Darstellung eines Diapsida-Schädels - mit zusätzlichem "Antoribtal-Fenster" vor der Augenhöhle.

Die Zuordnung zu bestimmten Reptiliengruppen oder Unterklassen entscheidet sich in erster Linie aufgrund des Schädelaufbaus und der Schädelöffnungen. Die Dinosaurier gehören zu den sogenannten Diapsida, die hinter den Augen je ein Paar zusätzliche Schläfenster besitzen. Da sie vor der Augenöffnung noch ein drittes Schädelfenster besaßen, wird der Schädel mitunter auch als "triapsid" bezeichnet. (Zur weiteren Information: Schädeltypen.)


Schädel eines Coelophysis, eines Dinosauriers aus der Obertrias.

Der Name Dinosaurier leitet sich von den zwei griechischen Wörter deinos (schrecklich) und sauros (Echse) ab. Der Begriff fiel erstmals 1842 auf einer wissenschaftlichen Tagung in Großbritannien und wurde von dem Wissenschaftler Richard Owen geprägt.

1887 führte der englische Anatom Harry Govier Seely zum besseren Verständnis der Verwandtschafts-Verhältnisse der Dinosaurier die Gruppenbegriffe Saurischia und Ornithischia ein. Die Unterscheidung dieser beiden Dinosauriergruppen leitet sich von der Stellung der Beckenknochen bei den Dinosaurierskeletten ab: Die Beckenknochen der Saurischia ("Echsenbecken-Dinosaurier") sind in etwa, wie bei anderen Reptilien angeordnet, die Beckenstruktur der Ornithischia ("Vogelbecken-Dinosaurier") hingegen ähnelt mehr der unserer heutigen Vögel (obwohl kein direkter verwandtschaftlicher Zusammenhang zu den Vögeln besteht, da diese sich aus einer Seitenlinie der Saurischia entwickelt haben und eng mit dem Deinonychus verwandt sind).


Unterschiede im Aufbau des Beckengürtels
bei Ornithischia und Saurischia


Ornithischia

Saurischia

Die Saurischia werden wiederum in zwei Untergruppen unterteilt: In die Theropoda, zu denen alle fleischfressenden, auf zwei Beinen laufenden Arten gehören (z.B. Tyrannosaurus rex), und in die Sauropodomorpha, die allesamt Pflanzenfresser waren (z.B. Brachiosaurus).

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen den Saurischia und Ornithischia besteht darin, dass scheinbar alle Ornithischia einen kleinen Hornschnabel am Unterkiefer trugen (z.B. Triceratops). Zudem waren sämtliche Ornithischia Pflanzenfresser.

Die meisten Dinosaurier können einer der beiden Gruppen (Saurischia oder Ornithischia) zugeordnet werden, doch treten insbesondere bei einigen der ganz frühen Formen, die in der Obertrias lebten, wie auch bei einigen der ganz späten Formen vom Ende der Kreidezeit Schwierigkeiten bei der eindeutigen Zuordnung auf.

Was nun die charakteristischen Eigenschaften eines Dinsoauriers ausmachten, lautete in den 1990er Jahren eine mögliche Definition (nach David Norman):

  1. Dinosaurier lebten nur während des Mesozoikums ("Erdmittelalter", einem Erdabschnitt, der sich aufteilt in drei Abschnitte: der Trias, dem Jura und der Kreidezeit). Die Zeit der Dinosaurier begann vor 230 Mio. Jahren (mit der späten Trias − "Obertrias") und endete vor 66 Mio. Jahren (mit dem Ende der Kreidezeit).

  2. Dinosaurier waren Reptilien.

  3. Alle Dinosaurier lebten auf dem Land. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, da sie auf etliche riesige und oft merkwürdig anmutende fossile Reptilien, die sehr häufig für Dinosaurier gehalten werden, in keinem Fall zutrifft. So können sowohl die gewaltigen Meeresechsen des Mesozoikums (die Plesio-, Ichtyo- und Mosasaurier) nicht zu den Dinosauriern gezählt werden, wie auch die verschiedenen Flugsaurier (die Pterosaurier) keine sind.

  4. Die Dinosaurier liefen aufrecht auf säulenförmigen Beinen. Bei den nicht mit den Dinosauriern verwandten Reptilien standen die Beine seitlich abgewinkelt. Diese spezielle Beinstellung der Dinosaurier ähnelte somit sehr derjenigen neuzeitlicher Vögel und Säugetiere.


Inzwischen sind jedoch so viele neuen Erkenntnisse im Bereich der Dinosaurierforschung hinzugekommen, dass diese klare Strukturierung vollkommen hinfällig ist.

Später wurden dann neue Unterscheidungsmerkmale aufgeführt, die für Dinosaurier charakteristisch waren, die wiedrum grob zusammengefasst lauten:

  1. Eine Einbuchtung am Schädel, an der starke Beißmuskeln ansetzen.

  2. Eine Art Knochenkamm am Oberarm, ebenfalls als Ansatzfläche für Muskeln.

  3. Epipophysen (kleine knöcherne Auswüchse) an den Halswirbeln.

  4. oben am Oberschenkel ein Rollhügel als weitere Ansatzfläche für Muskeln.

  5. ein Loch in der Hüftpfanne, an dem der Oberschenkelknochen im Becken sitzt.

Mit dem Fund des Teleocrater im Jahr 2015, der im Jahr 2017 beschrieben wurde, haben sich aber auch diese Charaktereigenschaften schon wieder in Luft aufgelöst. Teleocrater stand zeitlich gesehen am Scheideweg der Dinosaurier und ihrer Verwandten und wird einer Schwesterngruppe der Dinosaurier zugeordnet. Ihm konnten zwar die ersten vier der oben genannten Kennzeichen eines Dinsoauriers nachgewiesen werden, doch besaß er dort, wo bei den Dinosauriern ein Loch in der Hüftpfanne war, lediglich eine Delle. Dieses Kennzeichen verhinderte die Zuordnung in die Gruppe der Dinosaurier.

Randall Irmis vom Naturhistorischen Museum von Utah in Salt Lake City erklärt, dass bis ca. zum Jahr 2005 noch mehrere Mekrmale aufgeführt werden konnte, was einen Dinosaurier ausmacht. Inzwischen kann man nur noch einen nennen: Das vollständige Loch in der Hüftpfanne. Alle anderen Merkmale können auch bei Nicht-Dinosauriern auftreten.

Stephen Brusatte von der Universität von Edinburgh resümiert daher: "Damals [Anm.: zu Owens Zeiten] gab es so wenige Dinosaurier. Aber je mehr Fossilien man findet, desto komplizierter werden die Muster. Mit jeder neuen Entdeckung erhältst du einen anderen Blick darauf, welche Eigenschaften einen Dinosaurier definieren. Es ist bei weitem nicht so klar wie früher."



Abrictosaurus gehört zu den Überlebenden des Massensterbens am Ende der Trias.

Bis vor einigen Jahren glaubten die Forscher auch, dass die Dinosaurier irgendeinen Vorteil gegenüber den mit ihnen verwandten Gruppen hatten, der ihnen half, das Massensterben am Ende der Trias zu überleben und ihnen somit die Herrschaft über die Erde zu ermöglichen. Inzwischen haben die Forscher aber erkannt, dass auch in den verwandten Gruppen ähnliche Entwicklungen stattgefunden haben wie bei den Dinosauriern: So wurden u.a. die Beine länger und ordneten sich direkt unter dem Körper an.

Dass die Dinosaurier im Jura dann zur herrschenden Tiergruppe wurden, lag vermutlich daran, dass sie schneller als andere Tiergruppen die nach dem Massensterben frei gewordenen ökologischen Nischen wieder besetzten und sich dort breit machten.


Sterling Nesbitt von der Virginia Tech in Blacksburg meint, die Dinosaurier hätten im Grunde eigentlich gar nichts anders gemacht als ihre nächsten Verwandten. Warum also gerade die Dinosaurier das Massensterben am Ende der Trias überlebten und die Dinosaurier-Verwandten nicht, können die Forscher bislang nicht erklären.

Diese vielen neuen Erkenntnisse in der Dinosaurierforschung veranlasste im Jahr 2017 eine Gruppe von Paläontologen um David Norman und Paul Barrett dazu, die Klassifizierung der Dinosaurier nach Seely zu hinterfragen und eine neue Klassifizierung der Dinosauriergruppen vorzuschlagen. Demnach sollten die Theropoden näher den Ornithischiern zugeordnet und die Sauropodomorpha als eigenständige Gruppe angesehen werden. (vgl. Nachricht vom März 2017)

Eine andere Paläontologengruppe um Stephen Brusatte hatte jedoch Zweifel an dieser neuen Klassifizierung und überprüfte durch eigene Auswertung diverser Fossilien die Wahrscheinlichkeit dieser Neuausrichtung der Klassifizierung − eigentlich mit dem Ziel, diese ad absurdum zu führen.

Zur eigenen Überraschung stellte die Gruppe um Stephen Brusatte aber fest, dass sämtliche Stammbaum-Theorien gleich wahrscheinlich sind:

  • der traditionelle Stammbaum nach Seely, nach der Sauropodomorpha und Theropoden zur Gruppe der Saurischia und die Ornithopoden als eigenständige Gruppe übrig bleiben,

  • der 2017 neu vorgeschlagene Stammbaum nach Norman u.a., nach der die Theropden und die Ornithischia zu den Ornithoscelida zusammengefasst werden und die Sauropodomorpha als eigenständige Gruppe übrig bleiben

  • und auch ein 1986 von Robert Bakker wieder aufgegriffener Stammbaum, nach dem sämtliche Pflanzenfresser (also Sauropodomorpha und Ornithischia) in die Gruppe der Phytodinosauria eingeordnet werden und die Fleischfresser (also Theropoda) als eigenständige Gruppe übrig bleiben.

Somit scheinen die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte aus dem einstmals so übersichtlichen Thema ein unerwartet großes komplexes geschaffen zu haben. Stephen Brusatte meint daher: "Wir sollten die Lehrbücher noch nicht umschreiben. Aber wir haben das, was wir für eine Gewissheit hielten, in ein Mysterium verwandelt."

Früher waren die Paläontolgen der Ansicht, dass immer mehr Funde von früheren Dinosauriern und deren Verwandten auch zu einer immer detaillierteren Sicht auf die Evolution der Dinosaurier und einem immer besser geordneten Stammbaum beitragen würden. Doch Sterling Nesbitt stellte im Jahr 2018 aufgrund der neuesten Erkenntnisse fest: "Jetzt haben wir viel mehr Fossilien und es wird immer unordentlicher."

Letzte Aktualisierung:
März 2018




Quellen:
Norman: Dinosaurier.
New fossils are redefining what makes a dinosaur (2018)

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