30. Oktober 2003

Konnten Flugsaurier besser fliegen als Vögel?



Quelle:
dinosaurier.org
Lange bevor Vögel ihre Flügel entwickelten, wurde der Luftraum schon von den Pterosauriern beherrscht. Einige der Pterosaurier-Arten besaßen Flügelspannweiten von über zehn Metern, andere hatten enorme Knochenkämme an ihren Schädeln.

Aber wie gut flogen sie? Konnten sie durch Tauchmanöver Fischer erjagen? Einige Paläontologen haben mithilfe von Computertechnologie auf diese und und ähnliche Fragen einige Antworten gefunden.

In der Zeitschrift Nature haben Lawrence Witmer und seine Kollegen von der Ohio University in Athens den ersten detaillierten Blick in das Innere von Pterosaurier-Schädeln enthüllt. Mithilfe von computertomographischen Scans konnten sie dreidimensionale Nachbildungen der Gehirne zweier Flugsaurier herstellen und erstaunliche Entdeckungen machen.

Das Wissenschaftlerteam untersuchte einen in Deutschland gefundenen Flugsaurier mit Namen Rhamphorhynchus muensteri, der zu den ältesten und primitivsten Pterosauriern gehört und einen in Brasilien entdeckten Flugsaurier mit Namen Anhanguera santanae, der zu den letzten Vertretern der Ordnung gezählt wird.

Grundsätzlich weisen die Gehirne der beiden Pterosaurier viel Ähnlichkeit mit denen der heutigen Vögel auf, obwohl keine verwandtschaftliche Beziehung zwischen diesen beiden Tiergruppen besteht. Die Forscher konnten jedoch zeigen, dass der Teil des Gehirns, der die Signale des Balance-Organs im Ohr empfängt, Flocculus genannt, überraschend groß war - sogar größer als der bei modernen Vögeln. Das lässt darauf schließen, dass die Flugsaurier einen besser ausgebildeten Gleichgewichtssinn besaßen und äußerst wendige Flieger waren, sagt Witmer.

Ebenso lässt der Teil des Hirns, der für die Sehfähigkeit zuständig ist, darauf schließen, dass Pterosaurier wahrscheinlich noch bessere Augen besaßen als Adler, wenn sie Fische oder andere schnelle Beute jagten.

Weiterhin konnten Witmer und seine Kollegen zeigen, wie die Pterosaurier ihre Köpfe hielten. Während Rhamphorhynchus seinen Schnabel horizontal vor sich hertrug, konnte Anhanguera seinen Kopf um 30 Grad neigen. Nach Meinung der Wissenschaftler sind diese Erkenntnisse Indizien dafür, dass der frühere Rhamphorhynchus auf allen vieren kroch, während der spätere Anhanguera aufrecht sitzen konnte. Die Kopf-Position, sagt David Unwin vom Museum für Naturgeschichte der Humboldt-Universität in Berlin, wird darüberhinaus den Forschern helfen, herauszubekommen, wie der Knochenkamm auf der Schnauze des Anhanguera seinen Flug beeinflusste.

"Um sich vorstellen zu können, wie beweglich längst verstorbene Tiere waren, studieren Wissenschaftler traditionell die Gliedmaßen-Proportionen, die Muskel-Ansätze und bringen dies in Übereinstimmung", sagt Witmer. "Wir können in das Innere Ohr schauen und bekommen ein Bild davon, wie ein ausgestorbenes Wesen möglicherweise sein Leben geführt hat."



weitere Informationen unter:

  • Bild der Wissenschaft:
    Waren die Pterosaurier bessere Flieger als Vögel?
  • Spiegel der Wissenschaft:
    Große Flieger, kleine Hirne
  • dinosaurier.org:
    Flugsaurier waren Könige der Lüfte

  • Nature (PDF) (engl.):
    Smart-winged pterosaurs
  • Ohio University (PDF) (engl.):
    Peering Into Ancient Ears



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