21. Januar 2005

Größtes Massensterben der Erdgeschichte aufgrund von Vulkanismus in Sibierien?


Gleich zwei wissenschaftliche Teams sind zu der Erkenntnis gelangt, dass das größte Massensterben der Erdgeschichte an der Grenze vom Perm zur Trias allein auf einen verstärkten Vulkanismus in Sibirien zurückzuführen sei.

Das Team um Peter Ward von der University of Washington in Seattle untersuchte 126 Fossilien von Reptilien und Amphibien aus einer 300 Meter dicken Gesteinsschicht im Karoo-Becken (Südafrika), das vor 250 Millionen Jahren so wie heute festes Land war, und stießen dabei auf zwei Phasen des Aussterbens:


Waren gigantische Vulkanausbrüche im heutigen Sibirien für das Massensterben am Ende des Perms allein verantwortlich?

Die erste Phase dauerte rund zehn Millionen Jahre an, während der die Zahl der Arten langsam aber deutlich abnahm. Die darauf folgende Phase nahm einen Zeitraum von fünf Millionen Jahren in Anspruch, in der es zu einem rasanten Aussterben der Arten kam.

Nach Meinung Wards ging der rasante Abstieg auf eine Kollabierung des Ökosystems zurück, nachdem immer mehr Arten fehlten. Vermutlich lösten gigantische Vulkanausbrüche im heutigen Sibirien einen starken Treibhauseffekt aus, welcher das langsame Artensterben in der ersten Phase des Massensterbens verursachte.

Darüberhinaus scheint sich auch der Sauerstoffgehalt der Luft auf 16 Prozent verringert zu haben. (Heute haben wir in der Luft einen Sauerstoffgehalt von 21 Prozent.) Die Gründe hierfür sieht Ward im Sinken des Meeresspiegels am Ende des Perms: "Auf dem freigelegten Meeresboden gab es jede Menge organisches Material. Als das mit der Luft in Kontakt kam, reagierte es mit dem Sauerstoff und entzog ihn der Atmosphäre."

Nach chemischen und biologischen Experimenten sowie der Untersuchung von Magnetfeldern in Gesteinsschichten des Karoo-Beckens in Südafrika und gleich alter Formationen in China (das vor 250 Millionen Jahren unter Wasser lag), sind Ward und sein Team zu der Überzeugung gelangt, dass sowohl auf dem Land als auch im Wasser die gleichen ungünstigen Bedingungen, die zum Massensterben führten, vorherrschten: "zu viel Hitze und zu wenig Sauerstoff".

Auch das zweite Forscherteam um Kliti Grice von der University of Technology im australischen Perth fand in Sedimentproben aus Australien, das vor 250 Millionen Jahren noch im Meer lag, und aus China Hinweise darauf, dass der Sauerstoffgehalt der Ozeane drastisch abgenommen hatte. Dieses Team macht jedoch Meeresbakterien, die von Schwefelverbindungen leben, dafür verantwortlich. Durch einen Klimawandel aufgrund der Vulkantätigkeit im heutigen Sibirien hätten sich die Meeresströmungen verändert und so ideale Lebensbedinungen für diese Bakterien geschaffen. Die Bakterien hätten dann giftige Schwefelverbindungen ins Wasser und die Atmosphäre abgegeben, woraufhin die meisten anderen Tierarten ausgestorben seien.

Der Paläontolge Wolfgang Schatz von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zweifelt jedoch an der Sauerstoffmangel-Theorie. Zum einen habe es damals noch kaum Warmblüter gegeben, die einen hohen Sauerstoffbedarf gehabt hätten, zum anderen seien für einen solch gravierenden Einschnitt in der Erdgeschichte wahrscheinlich mehrere Faktoren verantwortlich und nicht nur ein einzelner Auslöser.


weitere Informationen unter:

  • Spiegel Online:
    Vulkane sollen Massentod verursacht haben
  • Bild der Wissenschaft:
    Vulkanausbrüche machten dem Leben die Hölle heiß



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