07. Januar 2010

Polnischer Fährten-Fund stellt bisherige Theorie zur Tetrapoden-Evolution in Frage


Im Südosten Polens ist ein schwedisch-polnisches Forscherteam um den Paläontolgen Per Ahlberg von der Universität im schwedischen Uppsala auf mehrere Fußspuren von vierbeinig laufenden Wirbeltieren ("Tetrapoden") gestoßen.

Das Sensationelle an den Spuren ist das Alter: Mit rund 395 Millionen Jahren (frühes Mitteldevon) sind diese Fährten 18 Millionen Jahre älter als alle bisher gefundenen Spuren von Tetrapoden.

Die bisherigen Funde sprachen dafür, dass sich die an Land lebenden Wirbeltiere aus den so genannten Elpistostegalia entwickelten − einer Gruppe von Knochenfischen, deren Körper und Kopf schon große Ähnlichkeit mit dem von Wirbeltieren aufwies, deren Gliedmaße aber noch in Flossenstrahlen endeten. Die frühesten (gesicherten) Spuren dieser Knochenfische werden auf vor 375 Millionen Jahre datiert − spätes Mitteldevon.

Einigen Millionen Jahren später sollen den Elpistostegalia dann die Tetrapoden gefolgt sein.

Die neuesten Fährtenfunde in Polen widersprechen aber aufgrund ihres Alters dieser Entwicklung. Da sie älter sind als die bislang gefundenen Fußstapfen der Elpistostegalia können sie nicht aus diesen hervorgegangen sein, sondern müssen eine Zeit lang parallel mit ihnen existiert haben.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die bisher bekannten Elpistostegalia keine Übergangsform zwischen Fischen und Vierfüßern darstellen, sondern eher späte noch überlebende Relikte", erläutert Ahlberg die Sensation des Fundes.

Die in Polen entdeckten Fährten stammen vermutlich von zwei unterschiedlichen Tieren, von denen das eine Tier möglicherweise rund zweieinhalb Meter, das andere knapp 50 Zentimeter lang wurde. Das schließen die Forscher aus der Größe der Fußstapfen. Knochenfunde gibt es zu diesen Fährten bislang nicht.

Da die Bodenbeschaffenheit eher dafür spricht, dass sich an dieser Stelle zur mitteldevonischen Zeit eine flache Lagune befand, stellt der Fund eine weitere These in Frage: Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass sich der Wechsel vom Wasser auf das Land zuerst an pflanzenbewachsenen Flussufern oder zeitweise überspülten Waldgebieten abspielte. Doch die Spuren in Polen deuten an, dass dies ebenso auch in einer Wattlandschaft am Ozeanrand hätte stattfinden können.



weitere Informationen unter:

  • Spiegel Online:
    Fußspuren verraten älteste Landwirbeltiere
  • Bild der Wissenschaft:
    Auf vier Beinen durchs Devon



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