19. Dezember 2018

Euoplocephalus, Panoplosaurus und Kunbarrasaurus: unterschiedlich lange und unterschiedlich stark gewundene Nasengänge dienten als an den Körper angepasste Klimaanlagen



Forscher haben die Nasengänge zweier Ankylosaurier-Arten analysiert und festgestellt, dass diese äußerst lange, gewundene Nasengänge gehabt haben. Untersucht wurden die Nasengänge von Euoplocephalus tutus, einem Vertreter der Ankylosauridae, und Panoplosaurus mirus, einem Vertreter der Nodosauridae; beide Gruppen werden unter den Oberbegriff der Ankylosauria zusammengefasst.

Schon früher wurde vermutet, dass diese Nasenwindungen eine wärmeregulierende Wirkung hatten. Nun wurde das mithilfe einer CFD-Analyse (Computational Fluid Dynamic), eines Computermodells, das auch in der Flüssigkeitsdynamik eingesetzt wird, genauer studiert.

Um die Funktion der Nasenwindungen bei den Ankylosauria genauer herauszufinden, veränderten die Forscher anhand des Computermodells die Nasengänge − begradigten die Windungen oder verkürzten die Länge − und kamen so zu dem Schluss, dass die Nasenwindungen einen erheblichen Einfluss auf die Wärmeregulierung besaßen.

Sowohl der begradigte als auch der verkürzte Nasengang zeigten einerseits deutlich weniger abkühlende Wirkung auf das Blut, das in den Nasengang umgebenden Blutgefäßen vom Körper in das Hirn strömte, andererseits aber auch deutlich weniger aufwärmendere Wirkung der kalt eingeatmeten Luft. Insofern scheinen die gewundenen Nasengänge eine Art Klimaanlage für den Körper dargestellt zu haben.

Weiterhin fiel auf, dass der Nasengang des Euoplocephalus wesentlich länger war als der des Panoplosaurus. Dadurch wies er auch deutlich mehr Windungen auf und scheint einen effektiveren Wärmeaustausch ermöglicht zu haben. Da beide Tiere aus der gleichen Gesteinsschicht stammen und somit vermutlich zur gleichen Zeit in ähnlichen Gebieten gelebt haben, können Einflüsse durch grobe Umweltfaktoren auf die Entwicklung der verschiedenen Nasengänge ausgeschlossen werden.

Die Schädelanatomie der beiden Dinsoaurier könnte eine Rolle dabei gespielt haben, vermuten die Forscher: Während der Schädel des Nodosaurdaes eher schmal und länglich war und somit einem Nasengang schon von vornherein mehr Platz bot, war der Schädel des Ankylosauridaes eher breit und kurz, was automatisch zu mehr Windungen führen musste. Allerdings reiche dieses Argument allein nicht dafür aus, die unterschiedliche Länge der Nasengänge zu erklären, so die Forscher.

Möglicherweise, so vermuten die Forscher weiterhin, spielten auch die Lebensräume eine Rolle bei der Entwicklung der Nasengänge: Während man aufgrund der schmalen Schnauze beim Panoplosaurus (Nodosauridae) davon ausgeht, dass er nur spezielle Nahrung zu sich nahm, die er vielleicht im Schatten von Bäumen fand, vermutet man beim Euoplocephalus (Ankylosauridae) ein wesentlich breiter gefächertes Nahrungsspektrum, was ihn in offenere Landschaften getrieben haben könnte, die ungehemmt von der Sonne beschienen wurden. Somit wäre Euoplocephalus wesentlich mehr Wärmeeinstrahlung ausgesetzt gewesen als Panoplosaurus, was natürlich zu einer deutlich stärkeren Körperaufwärmung hätte führen müssen. Allerdings, so fügen die Forscher direkt an, sei diese Überlegung rein spekulativ.

Eine dritte Vermutung sei es, dass die unterschiedlichen Nasengänge mit der Größe der Tiere zusammenhängt: Der Ankylosauridae war von der Körpermasse her deutlich größer als der Nodosauridae und musste somit das Blut seines Körpers, das sich allein aufgrund der Masse schon mehr erwärmte, mehr abkühlen, bevor es in sein Hirn gelangte, als der kleinere Vertreter der Ankylosauria. Hierfür würden die Befunde bei dem kleinen, basalen Ankylosauria Kunbarrasaurus ieversi sprechen, dessen Nasengang wesentlich kürzer war und weniger Windungen aufwies. Allerdings, so schränken die Forscher dirket wieder ein, habe Kunbarrasaurus aber auch zu einer anderen Zeit und unter anderen Umweltbedingungen gelebt.

Möglicherweise trugen aber auch alle drei Faktoren dazu bei, dass sich die Nasengänge bei Ankylosauridae und Nodosauridae unterschiedlich entwickelten, so die Forscher.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Dinosaurier: Nase als Klimaanlage
  • SCIENCE.ORF.at:
    Dino-Nasen dienten als Klimaanlage
  • nature.com (Orignalstudie - engl.):
    Convoluted nasal passages function as efficient heat exchangers in ankylosaurs (Dinosauria: Ornithischia: Thyreophora)



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