Re: Studium - eine kleine Einführung für alle ;-)


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Geschrieben von Daniel-2 am 08. September 2001 14:31:52:

Als Antwort auf: Re: Studium geschrieben von Suker am 07. September 2001 22:35:11:

Hm, woher willst Du wissen, ob Dir Geologie nicht so gut liegt?!? Was die Paläontologie betrifft, so kann und muss man auch genug Biologie in einem geologischen Studium machen. Ich erzähl mal, wie ich das kennengelernt habe (obwohl ich kein speziell paläontologisches Studium gemacht habe):

Vorneweg ein paar Erklärungen:
Das Studium teilt sich in Grund- und Hauptstudium. Das Grundstudium umfasst 4 Fachsemester, man darf aber auch gerne 5 Semester brauchen. Abschluss ist das Vordiplom, welches aus Prüfungen in den Hauptfächern, Pflicht- und Wahlnebenfächern besteht. Das Hauptstudium dauert nochmal 4-5 Semester, anschließend gibt's Diplomprüfungen, ebenfalls in Pflicht- und Wahlfächern. Und natrülich die Diplomarbeit - das Thema ist frei wählbar, bzw. fast frei wählbar, da natürlich ein Bezug zum gewählten Hauptfach bestehen muss und das Thema und dessen Umfang mit dem entsprechenden Betreuer abgesprochen wird.

Bis dahin hört man Vorlesungen und macht Scheine. Scheine sind Belege für erfolgreich bestandene Kurse, Übungen und Seminare. Es gibt Hauptfach- bzw. Grundvorlesungen, deren Inhalt erst in den Vordiploms- und Diplomprüfungen abgefragt wird; für diese bekommt man keine Scheine. Solche Vorlesungen können auch über 2 Semester gehen - da sollte man dann Teil I vor Teil II hören... Auch Übungen, Seminare und andere Kurse können aufeinander aufbauen. Einige solcher Kurse werden in direkter Kombination mit einer begleitenden Vorlesung angeboten (bzw.empfohlen). So kann es z.B. eine Paläontologie-Vorlesung geben, und dazu den Übungskurs, in welchem man Fossilien bestimmt (was theoretisch ohne Vorlesung möglich wäre, aber keinen Sinn machen würde).

Zu guter letzt gibt es geologische Exkursionen bzw. Geländeübungen, die zwischen einem Tag bis 2 Wochen (oder mehr) dauern können. Jeweils zum Vordiplom und zum Diplom muss man eine gewisse Anzahl an Exkursionstagen beisammen haben - welche Exkursionen man sich aussucht, ist aber frei. Exkursionen sind eine wirklich witzige Sache und in der Geologie unabdingbar, da man nur im Gelände lernt, wie man z.B. Fossilien findet.

So, nun zum Studium, wie ich es erlebt habe, und wie es auch an vielen anderen Universitäten organisiert ist:
Das Grundstudium dient dazu - wer hätte es gedacht - Grundlagen zu lernen. Man kann und sollte sich hier noch nicht allzu sehr spezialisiseren - aber man kann schonmal die gewünschte Richtung einschlagen. Das Vordiplom besteht aus vier Prüfungen (bei uns jedenfalls war das so): zwei Hauptfächer sind schonmal Geologie und Paläontologie. Das dritte Nebenfach muss aus einem bestimmten Fächerkanon stammen, das vierte aus einem weiteren Fächerkanon (oder aus demselben Kanon des dritten Faches). Diese Fächer variieren von Uni zu Uni. Bei uns gab's für das dritte Fach zur Wahl: Physik, Chemie oder Mathematik (würg) - oft gibt's auch noch Biologie. Für das vierte Fach folgenden zweiten Kanon: (physische) Geographie, Botanik, Zoologie oder Ozeanographie (weil Kiel eben viel Ozeanographie hat - das kann aber eben woanders anders sein). Meine vier Prüfungen waren z.B.: Geologie, Paläontologie, Physik und physische Geographie.
Trotzdem muss man Scheine machen a) in allen Fächern des ersten Nebenfachkanons (also so oder so in Physik, Chemie und Mathe...) und b) in 2 Fächern des zweiten Kanons (bei mir z.B.: Geographie und Zoologie). Dazu kommen natürlich viele geowissenschaftliche Scheine wie Gesteinskunde, Kartenkunde, Kristallographie/Mineralogie etc.. Durch die Grundlagen dieser Nebenfächer muss man eben durch - Physik und Chemie wiederholt aber z.B. nur Abiturwissen und ist weit weniger anstrengend als es klingt. Ebenso bei Mathe: es gibt wohl kaum eine Naturwissenschaft, in der man mit so wenig Mathe durchkommt! Ich war z.B. in Chemie nie eine große Leuchte (und hab's auf der Schule so schnell es ging abgewählt) und hatte in Mathe zuletzt 'ne 5 - trotzdem hab ich's geschafft. BTW: auch ein Biologie-Studium beinhaltet Mathe und Chemie! Man darf auch die Wichtigkeit dieser Nebenfächer für das Hauptstudium nicht unterschätzen. In der Regel habe ich das das Studieren als sehr viel streßfreier empfunden, als z.B. die Schule.

Das Hauptstudium - hier macht man dann nur noch Geowissenschaften bzw. seine Wahlrichtung. Als Hauptfachprüfungen im Diplom erwarten einen wieder Allgemeine Geologie und Historische Geologie (=Paläontologie). Man kann aber nun vor allem sein Wahlfach aussuchen - genauer gesagt: bei uns waren es zwei. Wahlfach Nummer Eins sollte aus den Geowissenschaften sein, also z.B. Paläontologie (obwohl sowieso jeder darin geprüft wird, kann es natürlich auch Wahlfach sein), Angewandte Geologie, vielleicht Geophysik, Mineralogie/Petrographie etc... das hängt von den Spezialitäten Eurer Uni ab. In Kiel gab's z.B. noch Meeresgeologie, was dann auch mein erstes Wahlfach war. Als zweites Wahlfach steht ein ähnlicher Fächerkanon wie zum Vordiplom bereit, d.h. man kann so ziemlich jede andere Naturwissenschaft kombinieren. Also z.B. wieder Physik, Chemie, Biologie oder auch Informatik oder was Eure Uni noch so anbietet. Ich hab Geophysik als zweites Wahlfach genommen. D.h. Ihr könntet z.B. Euer Diplom mit Paläontologie als Wahlfach und Biologie/Zoologie als Nebenfach machen. Bei uns mussten übrigens die 'reinen Paläontologen' keine Mathescheine machen...

Welche Kombinationen und Möglichkeiten die verschiedenen Unis anbieten, erklären hopffentlich deren Webseiten - die meisten Sites sind so 'geht so'... .Ein Link zu allen Instituten ist jedenfalls unten. Ansonsten kann ich Euch nur nochmals das an's Herz legen, was im 'Frag-Einen-Paläontologen'-Forum auf die Fragen von Marcel als Antwort kam!
Und abschließend: ich will Euch ja nicht beeinflussen, aber ich kenne viele, die ursprünglich Biologie studieren wollten, dort nicht gleich einen Platz bekommen haben, dann erstmal Geologie angefangen haben (weil man in der Geologie schonmal viele Scheine machen kann, die man später auch in einem Biologiestudium verwenden kann) und schließlich begeisterte Geologen sind.
Wer mal mit der Zahnbürte Dinosaurierknochen freilegen will, der liegt mit einem Geologiestudium richtig. Man sollte aber während des Studiums flexibel und für alles offen sein - es gibt viele interessante Bereich, die man jetzt vor einem Studium noch gar nicht kennt. Auf jeden Fall sollte man auch überlegen, ob man nicht ein Semester (im Grundstudium) im Ausland macht, und ob man nicht besser zum Hauptstudium an eine andere Uni wechselt.

Das dazu, ich hoffe ich konnte einiges klären. Wenn sonst noch detailliertere Fragen sind, dann könnt Ihr ja auch mailen.
gruß,
Daniel-2





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