Re: Kreationismus ...


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Geschrieben von Norbert am 16. Juli 2004 18:05:26:

Als Antwort auf: Kreationismus ... geschrieben von magnusfe am 13. Juli 2004 23:08:45:

Gleich vorweg: Evolution und Schöpfung – das sind für mich keine Gegensätze, sondern nur zwei Aspekte der einen Realität.

Diese Frage bedeutet offenbar vielen Menschen Schwierigkeiten, nicht nur jenen, die sich mit Paläontologie beschäftigen und dennoch an einen persönlichen Schöpfergott glauben. Bei manchen führt dieser Konflikt zu einer Ablehnung der Wissenschaft, während andere ihren bisherigen Glauben über Bord werfen und die Wissenschaft zu ihrer Weltanschauung erheben.

Beide Reaktionen lassen eine kritische Auseinandersetzung vermissen und sind nach meiner Meinung gleichermaßen bedenklich: Im ersteren Fall ist die Realitätsfremdheit die Folge, im zweiten die Sinnentleerung des Daseins.

Die Sinnfrage hat aber für den Menschen existenzielle Bedeutung. Er kann ohne Sinn nicht leben. Durch Gedankenkonstruktionen kann er sich willkürlich selbst einen Sinn geben oder er kann glauben, dass dieser von Gott selbst geoffenbart ist. Der Glaube an eine Offenbarung erscheint mir aber allemal vernünftiger als die willkürliche Festsetzung eines Sinnes.

Durch „Gottesbeweise“ lässt sich dieser Glaube freilich nicht begründen. Glaube ist immer etwas Gnadenhaftes, also von Gott selbst Geschenktes. Es liegt in der Natur des Glaubens, dass er die freie Entscheidung verlangt.

Wie aber kann der Gläubige seinen Glauben an einen Schöpfergott mit der Vorstellung einer Evolution von einfachsten Elementarteilchen bis hin zum Menschen in Einklang bringen? Hier kann die Lehre des heiligen Thomas von Aquin von der Erstursache und den Zweitursachen eine Hilfe sein.

Gott ist die Erstursache (causa prima), der Ursprung aller Dinge und der sie tragende Seinsgrund, der in ihrem Innersten allgegenwärtig ist. Alle Erscheinungen dieser Welt gehören zu den Zweitursachen (causae secunddae), die durch vielfältige Kausalketten miteinander verbunden sind. Die Erforschung dieser Kausalketten ist das Ziel der Wissenschaft. Die Erstursache, also Gott selbst, wird von ihr niemals erfasst werden können, auch wenn sie in allem Wirken der Zweitursachen gegenwärtig ist.

Wo der Wissenschaftler mit vollem Recht nichts weiter als den Ablauf materieller Prozesse, Mutation und Selektion sieht, erkennt der Gläubige – ebenso zu Recht – das schöpferische Walten Gottes. Ist nicht Evolution wirklich ein schöpferischer Prozess, da sie immer neue kompliziertere Muster mit neuen Eigenschaften hervorbringt? Also nocheinmal: Evolution und Schöpfung – das sind keine Gegensätze, sondern nur zwei Aspekte der einen Realität.





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