Re: Spinosaurus eine Zusammenfassung


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Geschrieben von Jens am 21. September 2005 08:08:46:

Als Antwort auf: Spinosaurus eine Zusammenfassung geschrieben von Dromeus am 20. September 2005 17:43:11:

Hallo!

Danke Marcel für den interessanten Text!

MNHN SAM 124-128 war größer angegeben als der zerstörte Fund? Da hab ich wohl Mist geschrieben...

Gruß,
Jens

>Hallo,
>in letzter Zeit wurde sehr viel über Spinosaurus geschrieben da dachte ich mir, wir schauen uns diesen Knaben einmal genauer an.
>Es gibt (und gab) nie ein vollständiges Skelett von Spinosaurus. IPHG 1912 VIII 19 war das vollständigste Exemplar und wurde leider im 2.Weltkrieg in München zerstört. Das Tier wird auf eine Länge von 17,4m geschätzt. Mickey Mortimer sagt das dieses Tier zu Lebzeiten etwa 12-19t wog was ich für übertrieben halte. Ich denke das der Spinosaurus recht leicht gebaut war, deshalb sind die hier bereits genannten Gewichtsdimensionen wohl korrekt. Interessanterweise (ein gängiges Spinosauridenproblem) waren die Reste von einem Subadulten, sprich nicht ausgewachsenen Tier. IPHG 1912 VIII 19 bestand aus folgenden Resten: Unvollständige Gebissreste, 2 unvollständige Halswirbel, 7 Dorsalwirbel, Dorsalrippen, Gastralia, 8 Schwanzwirbelcentren. Später erwähnte der Forscher Russel im Jahre 1996 weitere Reste und zwar: 2 Mittlere Schwanzwirbel, 2 Halsrippen, eine Dorsal Arch (was immer das sein mag) sowie Gebissreste und Zähne. 1996 erwähnte Russel zu dem Teile des mittleren Gebisses eines Spinosaurus. Buffetaut beschrieb 1992 (1989) Teile einer Maxillare (Kieferknochen) und weitere Zähne. 1998 erwähnten Taquet & Russel MNHN SAM 124-128. Diese Reste stammen von einem Spinosaurus der laut Mickey Mortimer vielleicht 28m lang wurde. Sie bestehen aus Kieferreste, ein weitere Dorsal Arch sowie zwei Halswirbelcentren.Ferner gibt es da noch nBM231 die von Buffetaut und Ouaja, 2002 erwähnten wurden und aus Gebissresten besteht. Neben diesen Resten gibt es noch mindestens einen Schädel (Vollständigkeitsgrad unbekannt für die Wissenschaft nicht erreichbar) in einer Privatsammlung sowie Schnauzenteile, Kieferreste und weitere Zähne die erwähnt wurden. Das sind die Reste die von Spinosaurus bekannt sind.
>Was fällt auf? Die Reste überschneiden sich! Trotz der Reste könnte man keine wirklich 100% Rekonstruktion des Tieres machen da von den verschiedenen Individuen meist sich überschneidendes Material gefunden worden ist. Die "Langschnauzenvariante" wurde etwa 1996 eingeführt nach dem man die Kieferreste eines Spinosaurus untersucht hatte und natürlich nach Vergleichen mit besser bekannten Verwandten (Baryonyx, Suchomimus) die wohl auch ihren Part für so manche Spinosaurus Rekonstruktion standen. Was fällt weiter auf? Bislang habe ich noch nirgendwo von zusammenhängenden Material des Spinosaurus gehört. Sollte jemand andere Infos haben, bitte melden. Selbst das Typmaterial war nicht zusammenhängend und Stromer vermutet in der Originalbeschreibung auch nur, daß alle Reste zu einem Tier gehörten. Was aber wenn nicht? Was wenn z.B. die Wirbelstacheln zu einem unbekannten Allosauroiden gehörten wie es Rauhut schon mal vorschlug. Interessanter Gedanke nicht wahr? Dann hätte es in der Spätkreide Nordafrikas nie einen Spinosauriden mit einen solchen großen Segel gegeben.
>Wir halten also fest, Spinosaurus ist ein scheinbar riesiger, aber wenig bekannter Theropode. Warum nur scheinbar riesig? Die Größendimensionen von Mickey Mortimer machen Sinn, sie stammen sehr wahrscheinlich von gewissenhaften Vergleichen zu verwandten Gattungen. Was aber wenn der Spinosaurus andere Porportionen hatte? Dann könnte sich die Größe und das Gewicht schnell ändern. Und warum muss ein 17m langes das größte Landraubtier aller Zeiten sein? Wie wir von anderen Spinosauriden Theropoden wissen, sind diese recht schlank gebaut und längst nicht so massig wie andere Familien (z.B. die Carcharodontosauriden). Was ist wenn ein 17m langer Spinosaurus gerade einmal die Massendimensionen eines großen Allosauriden erreicht? Was ist wenn ein Spinosaurus mit einem 1,5m langen Schädels einen langgezogenen Körper hatte mit einem recht langen Schwanz? Und dabei halt schlankgebaut war? Dann wäre es durchaus möglich, daß der Spinosaurus nicht massiger als andere Theropoden seiner Umgebung war. Und als hauptsächlicher Fischräuber stand er nicht mit ihnen in Konkurrenz. In denselben Schichten wurden Reste von bis zu 3m langen Quastenflossern gemacht. Solche Riesen dürften selbst einen großen Spinosaurus sättigen.
>Quelle:
>The Dinosauria Vol. 2 2004
>The Theropod Database (Mickey Mortimer)
>Wirbeltierreste der Baharije-Stufe von Ernst Stromer (1933)
>Zu Kämpfen zwischen Theropoden:
>Heutige Raubtiere kämpfen selten gegeneinander und zwar, wie unten schon genannt wurde aus Angst durch irgendwelche Verletzungen jagdunfähig zu werden. Meistens spielen Drohgebärden eine Rolle. Scheinangriffe, Aufplustern, Anbrüllen, Leuchtende Farben (vielleicht auch auf einem möglichen Spinosaurus Segel) reichen um einen Konkurrenten zu vertreiben, erst wenn es ganz eng wird kommt es zum Kampf oder eine Notlage vorherrscht, knappe Nahrung oder ähnliches.
>Bei Theropoden wird es ähnlich gewesen sein, sicherlich ist es spannender wenn der Carcharodontosaurus durch den Mangrovensumpf patscht und dabei von einem wütenden Spinosaurus attackiert wird und ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt. So was wollen die Zuschauer sehen. Und so wurde es auch in Jurassic Park 3 verwurstet.
>My two cents
>Marcel





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