Re: Ausbildung zum Paläontologen


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Geschrieben von Daniel-2 am 19. Februar 2007 10:31:35:

Als Antwort auf: Ausbildung zum Paläontologen geschrieben von Hille V. am 19. Februar 2007 08:59:10:

Also, wie wird man Paläontologe - eigentlich ganz einfach:
Man muss es eigentlich studieren. An einigen Unis gibt es den Studiengang "Geologie-Paläontologie" (das hatte ich studiert), das heißt, man macht den Einstieg über die Geologie. In einigen Universitäten sind die ganzen Geowissenschaften (Geologie, Geophysik, Mineralogie etc.) zu einem Studiengang "Geowissenschaften" zusammengelegt, man sollte dann also mal bei Geowissenschaftlichen Institut der Uni nachfragen, wie stark da die Paläontologie ausgeprägt sind.

Achtung: Geologen befassen sich in der Paläontologie zu ...na, 85% mit Wirbellosen, da die einfach die größere Rolle in der Stratigraphie spielen. Davon nochmal ein guter Teil ist die Mikropaläontologie, also "Stratigraphie mit Einzellern" - oft nicht gerade das, was sich junge Dinoexperten vorstellen.

Ein anderer Einstieg könnte über die Biologie laufen. Dort kann man sich prächtig mit Evolution etc. beschäftigen und über Nebenfächer zur Geologie kommen. Nicht zu unterschätzen ist in beiden Studiengängen die Notwendigkeit von Interesse für Chemie und Physik... und Mathescheine sind auch zu machen, Statistik etc. - ich sag das nur, weil es nunmal in den ersten Semestern gerade nicht darum geht, Knochen auszugraben, sondern die naturwissenschaftlichen Grundlagen in der Breite kennenzulernen.

Kann oder will man nicht studieren, oder das Thema schon vor dem Studium besser kennen lernen, kann man aber auch über Vereine oder Museen zur Paläontologie kommen. Hängt davon ab, in welcher Gegend (geologisch) man wohnt, oder ob man eine Stadt mit entsprechenden Museen oder heimatkundlichen Vereinen oder Mineraliensammlern vor Ort hat. Zwar finden sich unter den Hobby-Paläontologen immer wieder echte Koryphäen und Kenner auf ihrem Gebiet, im Endeffekt wird es aber nicht ein Studium ersetzen können, wenn man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten will. Und nochmal der "väterliche Hinweis": Man muss schon eine Menge an Idealismus und Durchhalte-/setzungsvermögen haben, um mit der Paläontologie der Wirbeltiere eben diesen Lebensunterhalt verdienen zu können. Man muss dazu bereit sein, an die Uni mit den besten Professoren (weltweit) wechseln zu wollen/können - je spezieller ein Fach, desto mehr muss man sich da reinhängen.

Und abschließend nochmal: Geld lässt sich mit den fossilen Vertebraten kaum verdienen, ein gutes zweites Standbein könnte da nicht schaden. Mit planktischen Einzellerschalen schon eher (Erdölindustrie bzw alles, was mit Rohstoffen zusammenhängt) ebenso wie mit Ammoniten und Co, weil sich damit nunmal Stratigraphie betreiben lässt (und da kommt nunmal die Geologie her, und darauf kommt es auch immer wieder an). Bei uns gab es die Vertebraten-Vorlesung erst im Hauptstudium, die war noch nicht einmal Pflicht (im Ggs. zu den zwei Wirbellosen-Vorlesungen davor, den Übungen und Praktika dazu etc. die man als Voraussetzung für ebendiese Vorlesung brauchte) und bis dahin hatte man noch nicht einen Dinoknochen in der Hand (danach übrigens auch nicht unbedingt), dafür aber eine Menge andere Steine ;o)

Also entweder muss man eben ein Studium durchziehen wollen/ können, oder man betreibt es auf der Hobby-Schiene, wenn es die "lokale Infrastuktur" hergibt.
Stehe für weitere Fragen gerne zur Verfügung, auch wenn ich als alter Diplom Geologie-Paläontologie nicht Fragen nach den "modernen" Master-Studiengängen beantworten werde können.

Viel Erfolg!
Daniel-2

PS: Hab mein Passwort vergessen - Hille, hilf! ;o)




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