Re: Zum Velox-Artikel


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Geschrieben von Velociraptor am 05. Dezember 2000 08:22:12:

Als Antwort auf: Zum Velox-Artikel geschrieben von Daniel-2 am 04. Dezember 2000 12:16:39:

>Ich hatte ja schon in dem Pro7-Forum Velox zu seinem Beitrag hier gefragt, vielleicht bekomme ich ja hier eine Antwort.
Sorry.. muß ich in dem 'Chaos' da übersehen haben.. *g*

>Ein paar Punkte, die mir an seinem Dino-Vortrag aufgefallen sind:
>1.) Die K/T-Grenzschicht ist typischerweise nicht als Aschelage, sondern als Tonschicht ausgebildet. Ihr weltweites ausstreichen weist auf ein weltweites Ereignis hin.

Ok.. eine Begriffsdefinitionssache.. ich meinte die Fischton-Schicht, was aber auch verständlich war.. auch wenn ich von Ascheschicht gesprochen habe.

>2.) vor 10.000 Jahren reichten die Gletscher nicht mehr soweit, wie Du es beschreibst!!

In Europa nicht, das ist korrekt. In Amerika reichten die Gletscher jedoch weiter in den Süden, da dort keine horizontal verlaufenden Gebirgszüge existieren, die diesem Vorschub Widerstand leisten konnten.

>3.) Das Plankton starb in den Ozeanen nicht, weil die Meere vertrockneten und salziger wurden! (Natürlich würde das Planton sterben, wenn ein Meer so weit austrocknet, aber das war in 99% der Fälle nicht der Grund!)

Das war ein ganz einfaches Beispiel, das eine gewisses Ursache-Wirkungs-Prinzip verdeutlichen sollte! Es lag von meiner Seite keinerlei Anspruch auf Parallelen zu tatsächlichen Vorgängen der Vergangenheit. Du selbst hast mir in dem Punkt ja recht gegeben also Du schriebst: "Natürlich würde das Planton sterben, wenn ein Meer so weit austrocknet..."

>4.) Ich sag mal: es gibt keinen Grund, warum komplexe Formen nicht von leichten Umweltveränderungen mehr mitgenommen wurden, als "einfachere" Formen. Sagt Dir r-Typ und K-Typ Evolution/Selektion was? Jedenfalls ist es "gefährlich" zu sagen: "weil sie komplex waren, scheint es keinen Grund für ihr Aussterben zu geben"!!

Ich sagte ja "es scheint keinen Grund gegeben zu haben" und nicht "es gab keinen Grund". Das ist ein bedeutender Unterschied! ;o) Tatsache ist, dass eine komplexe Art sich relativ leicht an gewisse Lebensumstände gewöhnen und anpassen kann. Die Dinos haben so manche Veränderung weggesteckt, was man nicht vergessen sollte. Da stellt sich die Frage, warum haben sie K/T nicht überlebt?

>5.) Welche "weniger flexiblen" oder "empfindlichen" Tiere sollen denn überlebt haben (K/T)?

Klares Beispiel: Tropische Wasserschildkröten! Diese Tiere haben schon so einige Jährchen auf dem Buckel, genau wie Krokodile. Und diese Schildkröten gehen ein, wenn sich der PH-Wert des Wassers oder dessen Durschnitts-Temperatur nur um wenige Punkte verändert. Das ist eines der wichtigsten Gegenargumente gegen die Global-Katastrophen-Theorie! (Fischton hin oder her, Ablagerungen können auch entstehen, ohne das gleich alles in sich zusammenbricht)

>6.) Das mit den Post-K/T-Dino-Funden ist keine Tatsache, sondern Gegenstand von Diskussion! Das solltest Du entweder nicht so übernehmen, oder wenigstens mit Quellen belegen.

Ich hatte Berichte in der Spektrum der Wissenschaft gelesen, in der von eindeutig nach K/T lebenden Dinos gesprochen wurde. Ich denke mal, das hat man sich nicht einfach so aus den Fingern gesaugt.

>7.) Du vergisst a) die Änderungen der Fauna in der Kreide und die b) Effekte von Kontinentalverschiebungen auf das Klima (z.B. über veränderte Meeresströmungen)

Nein, vergesse ich nicht. Dass es derartige Veränderungen gab, habe ich meiner Meinung auch erwähnt. Nur sehe ich diese Erscheinungen "nur" als Rahmenbedingung an.

>8.) Das eigene Verhalten (und "Tiere trampeln durch Flüsse" etc.) war mit Sicherheit nicht der ursprüngliche Auslöser. Dinos haben weder durch ihr Verhalten ihr Ende herbeigeführt, noch konnten sie es voraussehen oder ändern. Außerdem erklärt das nicht das Ende anderer Tierarten.

Warum nicht? Verhalten und dessen VErerbung ist Evolution im eigentlichen Sinne! Das ist der Punkt, auf den Darvin nur nebenbei eingegangen ist und den Neodarvinisten gern unter den Tisch fallen lassen! Dabei ist die Evolution des Menschen das beste Beispiel dafür! Verhalten ist das, womit eine jede Art AKTIV auf die Umwelt reagiert und auch die einzige Möglichkeit einer Art! Physiologische Anpassung geschiet nur passiv durch anschließende Selektion. Also ist Verhalten und dessen Vererbung ein sehr wichtiger Punkt und gerade jetzt, wo der Mensch andere Arten und sich selbst aufgrund seines Verhaltens vernichtet, sehe ich keinen Grund, diesen Mechanismen weniger Aufmerksamkeit zu schenken! Im Gegenteil!

>9.) Im Allgemeinen siehst Du die ganze Problematik viel zu Dinosaurier-Fixiert! Deine Verhaltens-Chaos-Theorie passt nicht zum Aussterben der Ammoniten*, Rudisten und Inoceramen, zum Phyto- und Zooplankton - ist ausschließlich auf die Dinosaurier ausgerichtet, welche paläontologisch gesehen keine besonders große Rolle spielten. Populär-paläontologisch sind sie natürlich ein spektakuläres Phänomen, aber man kann das Aussterben der Dinos nicht so losgelöst vom Aussterben der übrigen Arten sehen, wie Du das tust.

Hier geht es nun mal eben um Dinosaurier! Aber die Mechanismen, die ich versucht habe darzustellen, gelten für jede komplexe Art. Auch und gerade für uns selbst!

>Im Allgemeinen rüttelt eigentlich immer weniger an der Impakt-Theorie. Und ein sinkender Meeresspiegel hat viel weitreichendere Folgen, als Du nennst.

Ich sehe in der Vergangenheit und in der Zukunft immer mehr entdeckte Phänome und Fragen, die eben eine solche einfache Erklärung nicht mehr zulassen. Ich finde es ein wenig naiv und bequem, alles auf einen Grund zu schieben und die Sache dann auf sich beruhen zu lassen. Fakt ist, dass 35% des Lebens damals überlebt hat. Und nicht alle waren robust gebaut oder extrem unempfindlich.
Gerade das läßt mich daran zweifeln, dass es EIN physischer Grund gewesen sein soll. Da steckt viel mehr dahinter und die Sache ist wesentlich komplexer.

>Auf all das gehst Du gar nicht ein und kommst gleich zu Deiner Chaos-Theorie. Sehr wissenschaftlich ist das nicht. Ein bißchen mehr Recherche an einigen Stellen und ein bißchen weg von der "Dinomanie" würden helfen.

Mir ging es jaa genau um diese Verhaltens-Theorie! Natürlich komme ich recht schnell zur Sache, wenn es darum geht, einen kurzen Artikel für diese Seite zu schreiben! Ok, ich hätte auch einen 35-Seiten-Vortrag schreiben können, aber wer von der Zielgruppe dieser Seite würde das dann noch lesen? Ich bin am Ende noch mal ganz kurz auf andere Theorien eingegangen, um eben nicht nur von meiner geschrieben zu haben. Aber es ging eben um meine Theorie und nicht um die anderer.. (eigentlich sind die meisten Theorien auch oder ausschießlich Theorien anderer.. da nehm ich mich nicht aus... *g*)
Ob das nun wissenschaftlich ist.. nun, was ist wissenschaftlich? Und inwieweit kann ich als Privatmensch dem entsprechen? Für mich ist es ein Hobby und ich sage nicht, dass ich unfehlbar bin (wie es Sir Richard Owen getan hatte.. *gggg*)

>*PS: auch an Ammoniten kann man ein graduelles Sterben zum Ende des Maastrichts erkennen. Das ist bei den Ammos auch viel sicherer, da sie a) in großer Zahl vorkamen, b) sehr charakteristische Merkmale zur Identifikation besaßen c) sich schnell veränderten und neue Arten bildeten. Daher dienen sie als gute Leitfossilien (Dinos eignen sich dazu nicht), und ein graduelles Aussterben kann nachgewiesen werden. Aber ihr Verhalten hat dazu mit Sicherheit nicht (oder nur marginal) beigetragen.

Du solltest das Verhalten nicht generell ausklammern. Bei Ammoniten bin ich mir aber nicht sicher, inwieweit man diese als komplexe Art bezeichnen kann. Kann man es nicht, trifft meine Theorie auf diese gar nicht zu, womit sie für mich als "Leitfossilien" ausscheiden.. ;o)

Velox





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