05. Januar 2018

Rhamphorhynchus, Pterodactylus und Dimorphodon; Schleifspuren an den Zähnen verrät Details über Ernähungsgewohnheiten



Obwohl der Begriff Pterosauria (Flugsaurier) schon im Jahr 1834 durch den deutschen Paläontologen Johann Jakob Kaup eingeführt wurde, wusste man bislang nur wenig über die Ernähungsweise dieser Urzeittiere, da vollständige Fossilien aufgrund der leichten, hohlen Knochen kaum gefunden wurden und der Darminhalt auch nur von vier Arten bekannt ist.

Aussagen zur möglichen Nahrung wurden in der Regel aufgrund der gefundenen Zahnformen oder der Umgebung getroffen, in der die Flugsaurier lebten. So wurde oftmals unterstellt, dass Pterosaurier sich von Fisch ernährten.

Nun hat ein Forscherteam um Jordan Bestwick von der Universität von Leicester in Großbritannien die Zähne von inzwischen elf verschiedenen Pterosaurier-Arten mit hoch auflösenden Mikroskopen untersucht und diese mit Zähnen noch heute lebender Tiere verglichen. Dabei haben die Forscher die Theorie zugrunde gelegt, dass unterschiedliche Arten von Nahrung auch verschiedene Arten von Abschürfungen an den Zähnen hinterlassen.

Das Ergebnis dieser Studie sieht wie folgt aus:

Rhamphorhynchus, der in Deutschland gefunden und 1825 erstmals beschrieben wurde, zeigt an seinen Zähnen ein Abnutzungsmuster, das auch von dem krokodilverwandten Garvial bekannt ist, der sich hauptsächlich von Fisch ernährt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Rhamphorhynchus in erster Linie Fische fraß - so wie es bislang vermutet wurde.

Pterodactylus, der in Solnhofen (Deutschland) gefunden und schon 1784 beschrieben wurde und somit als erster wissenschaftlich beschriebener Pterosaurier gilt, wird als Allesfresser eingestuft.

Dimorphodon, der von Richard Owen im Jahr 1859 erstmals beschrieben wurde, wurde ursprünglich als Fischfresser deklariert, weil der Kopf dieses Flugsauriers an den heute legenden Papageientaucher erinnerte. Allerdings zeigten schon frühere Studien, dass Dimorphodon ein eher schlechter Flieger war, was eine Fischjagd im Wasser eher unwahrscheinlich machte. Nun haben die Schleifspuren an den Zähnen gezeigt, dass er sich vermutlich von Insekten und kleinen Landwirbeltieren ernährt haben wird. Diese Erkenntnis stützt die Theorie aus dem letzten Jahr, nach der Flugsaurier durchaus auch Jäger waren, die ihrer Beute laufend hinterhergejagt sind (vgl. Nachricht vom Juli 2017)

Der Paläontologe Stephen Brusatte von der Universität von Edinburgh in Großbritannien zeigt sich begeistert angesichts der angewandten Methode: "Dies ist ein großartiges Beispiel dafür, wie uns eine Kombination aus hochmodernen Techniken und sorgfältigen Vergleichen mit modernen Arten helfen kann, das Verhalten lange ausgestorbener Tiere nachzuvollziehen."



weitere Informationen unter:

  • nature.com (engl.):
    Tooth scratches reveal new clues to pterosaur diets



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