19. Oktober 2018

Archaeorhynchus: Möglicherweise fossile Lunge eines 120 Millionen Jahre alten Vogels entdeckt



Auf dem 78. jährlichen Treffen der Gesellschaft für Wirbeltierpaläontologie, die am 18. Oktober 2018 stattfand, wurden die überraschenden Ergebnisse der Analyse eines bereits bekannten kreidezeitlichen Vogels vorgestellt. Offiziell veröffentlicht werden sie übermorgen.

Ein Forscherteam hat die gut erhaltenen, 120 Millionen Jahre alten Überreste eines kreidezeitlichen Vogels aus der Jehol Lagerstätte im Nordosten Chinas analysiert, das von einem fleißigen Fossiliensammler im Shandong Tianyu Museum of Nature in Pingyi aufbewahrt wurde. Die ersten Überreste dieses zahnlosen, taubengroßen Vogels, der den Namen Archaeorhynchus spathula trägt, wurden bereits im Jahr 2006 beschrieben. Das nun analysierte Fossil ist das fünfte dieser Art, allerdings das bislang am besten erhaltene.

Zunächst stachen die hervorragend erhaltenen Federn ins Auge und ein spitzer Schwanz, der bei Vögeln aus dieser Zeit weitestgehend unbekannt ist, bei heute lebenden Vögeln aber häufiger auftritt wie z.B. bei der Spießente. Nach näherer Analyse entdeckten die Forscher zudem versteinertes Gewebe, das sie nach intensiver Untersuchung als versteinerte Lunge interpretieren konnten.

Das gefundene Gewebe enthält Strukturen, die Blutkapillaren ähneln. Insgesamt gleicht die Lunge der Lunge heutiger Vögel und lässt vermuten, dass sie wie heute den hochenergetischen Flug des Vogels unterstützte. "Vogelflug ist die körperlich anstrengendste Form der Fortbewegung, daher braucht man viel Sauerstoff", erklären die Forscher.

Möglich sei jedoch, dass diese Lungenstruktur sich auf die Gruppe der Ornithuromorpha beschränkt, einer Gruppe, die schon in der Kreidezeit existierte und in den heutigen Vögeln weiterlebt. "Vielleicht lag diese Spezialisierung nur in dieser Gruppe und war einer der vielen Faktoren, die ihr Überleben ermöglichten", so die Forscher.

Martin Sander, ein Paläontologe an der Universität Bonn, fordert jedoch noch weitere Untersuchungen ein, bevor die endgültige Diagnose gestellt werden kann, dass es sich bei dem gefundenen Geweben tatsächlich um eine versteinerte Lunge handelt. "Wir sollten verschiedene andere analytische Techniken anwenden, um zu bestätigen, dass der Bereich im Fossil wirklich die Lunge ist", sagte er. Allerdings hält er es für eine "coole Sache", weil es möglicherweise zeigt, "wie die Lunge eines frühen Vogels aussah".



weitere Informationen unter:

  • Live Science (engl.):
    Exquisitely Preserved Lungs from 120 Million Years Ago Stun Scientists Studying Early Bird



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