26. Januar 2018

Deuten unterschiedliche Zahnmuster bei verschiedenen Archaeopteryx-Exemplaren auf eine Art Darwin-Finken der Jurazeit hin?



Im Dezember letzten Jahres machte die Nachricht die Runde, dass das erste gefundene Exemplar eines vermeintlichen Archaeopteryx gar kein Urvogel war, sondern eher den Anchiornithiden zugeordnet werden muss, einem vogelähnlichen Raubsaurier, der an der Küste des Festlandes aufgehalten wurde und wegen seiner Flugunfähigkeit nicht bis auf die damals vorhandenen Inseln des Solnhofer Archipels gelangen konnte. (vgl. Nachricht vom Dez. 2017)

Nun gibt es neue Erkenntnisse über Archaeopteryx, die mit dem letzten Fund eines Exemplars aus dem Jahr 2010 zusammenhängen.

Neue Forscherungen haben ergeben, dass dieses elfte Archaeopteryx-Exemplar das bislang älteste ist, rund eine Millionen Jahre älter als das jüngste, der bislang gefundenen Archaeopteryx-Fossilien, und dass es noch viele ursprüngliche Merkmale aufweist, die an die fortschrittlichen Raubsaurier erinnern.

Zudem haben genaue Studien der verschiedenen Archaeopteryx-Funde gezeigt, dass sämtliche Exemplare unterschiedliche Zahnmuster trugen, was auf unterschiedliche Ernährungsweisen hindeuten könnte.

Die Forscher um Oliver Rauhut von der Ludwig-Maximilians-Universität München vermuten daher, dass sich Archaeopteryx reltaiv schnell auf den verschiedenen Inseln des Archipels ausgebreitet und unterschiedliche ökologische Nischen besetz hat, was zu den unterschiedlichen Anpassungen des Gebisses führte.

Somit könnte Archaeopteryx möglicherweise ein jurassischer Darwinfink gewesen sein, so die Forscher.

Heutige Darwinfinken leben auf den Galápagosinseln und gehen wahrscheinlich auf eine Stammart, möglicherweise sogar auf nur ein einziges trächtiges Weibchen zurück, das während eines Sturms auf eine dieser Vulkaninseln geraten war. In kürzester Zeit verbreitete sich die Vogelart auf den verschiedenen Inseln und spezialisierte sich aufgrund von geographischer Abgeschiedenheit und dem Konkurrenzkamp innerhalb der eigenen Art auf unterschiedliche Nahrungsquellen. So entwickelten sich recht schnell eigene Arten, die sich vor allem in der Schnabelform, aber auch in der Größe und dem Aussehen voneinander unterscheiden.

Nach dem Befund der unterschiedlichen Zahnmuster bei Archaeopteryx gehen die Forscher nun also davon aus, dass auch Archaeopteryx unterschiedliche Arten hervorgebracht hat und dass der Artenreichtum dieses Urvogels erheblich größer war, als bislang angenommen.

Allerdings, so gibt Oliver Rauhut zu bedenken, sei dies "im Moment noch eine spekulative Hypothese".



weitere Informationen unter:

  • Wissenschaft.de:
    Archaeopteryx: Nummer elf ist der älteste
  • SCIENCE ORF.at:
    Archaeopteryx: Darwinfinken des Jura?
  • Sueddeutsch.de:
    Fossiliensammler findet bei Ingolstadt bislang ältestes Archaeopteryx-Skelett



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