23. Mai 2022

Neues Buch über die "Crystal Palace Dinosaurs" von Mark Witton erschienen


Für heute wurde das neue Buch von Mark Witton und Ellinor Michel angekündigt, das sich rund um die Skulpturen des Crystal Palace dreht: "The Art and Science of the Crystal Palace Dinosaurs", das teilweise neue Erkenntnisse über diesen Park enthält und das zur Erhaltung dieser historischen Skulpturen beitragen soll.

Mark Witton bevorzugt allerdings statt des Namens "Crystal Palace" lieber den Begriff "geologischer Garten", da das der ursprüngliche Name des Parks war und dort wesentlich mehr als nur die berühmten Dinosaurier-Skulpturen ausgestellt waren.

Es ist ein großes, reich bebildertes Hardcover-Buch, dessen Erlöse komplett an die "Friends of Crystal Palace Dinosaurs" gehen, die sich für den Erhalt und die Restauration der berühmten Skulpturen einsetzen. Selbst die Tantiemen und Vorschüsse, die die beiden Autoren für das Buch erhalten haben, sind an den Verein gegangen, da es den beiden Autoren eine Herzensangelegenheit ist, dass das Vermächtnis der frühen Paläokunst erhalten bleibt.

In Deutschland ist das Buch in jeder Buchhandlung zum Preis von 35,99 Euro erhältlich.

Wer mit dem Begriff "Dinosaurier vom Crystal Palace" vielleicht nichts anfangen kann, der kennt aber sicherlich die eine oder andere Darstellung dieser frühen Form der Paläokunst, die Benjamin Waterhouse Hawkins nach den ersten Funden von Iguanodon und Megalosaurus in den Jahren zwischen 1852 und 1855 erschaffen hat − oder das berühmte Dinner in der Iguanodon-Skulptur aus dem Jahr 1853, das in der Werkstatt von Waterhouse Hawkins stattfand.

Empfohlen wird das Buch für Liebhaber der Paläokunst und der Wissenschaftsgeschichte, zumal die Crystal Palace Dinosaurier als einige der berühmtesten Paläokunstwerke der Welt bezeichnet werden können.

Obwohl es schon viele Bücher über diese berühmten Skulpturen gibt, haben Witton und Michel noch weiteres, bislang unbekanntes Material zusammengetragen, das einen neuen Blick auf die Erschaffung und Bedeutung dieser Kunstwerke wirft.

Auslöser für das Buch war die Beschädigung des Megalosaurus im April 2020, bei der plötzlich der Unterkiefer des Tieres abgefallen war. Ungeklärt ist bis heute, ob es sich dabei um Vandalismus oder einen Witterungsschaden handelte. Die Beschädigung jedoch alarmierte Witton, der schon länger mit den "Friends of Crystal Palace Dinosaurs" zusammenarbeitete und er entschied, sich tatkräftig für den Erhalt der Tierskulpturen des "geologischen Gartens" einzusetzen. So plante er, seine Notizen, die er in den Jahren zuvor angefertigt hatte, zusammen mit einigen wenigen Ergänzungen in einem Buch zusammenzufassen und herauszugeben. "Die Aufgabe bestand darin", schreibt Witton, "die Crystal Palace Dinosaurier als ein riesiges Paläokunstprojekt zu analysieren, bei dem wir ihre Konzeption, ihren Bau und ihr Erbe im Kontext der Paläontologie und Paläokunst des 19. Jahrhunderts betrachten und darüber hinaus ein Buch erstellen, das den Dinosauriern selbst zugute kommt."

Allerdings musste er ziemlich bald erkennen, dass seine Vorstellung von einer schnellen und leichten Arbeit nicht sehr realistisch war, da er immer mehr Informationen zusammentrug, die gesichtet und ausgewertet werden mussten. Und so entstand schließlich ein Buch bestehend aus 3 Teilen mit zusammengenommen 13 Kapiteln:

Teil 1: Islands covered by strange figures (= Inseln mit seltsamen Figuren)
1. Historic prehistory in South London
2. Ancient worlds through a Victorian lens: planning the Geological Court
3. Bricks, iron and tiles: rebuilding the past
Teil 2: Animals long since extinct (= Längst ausgestorbene Tiere)
4. The sculptures: Mammals
5. The sculptures: Mosasaurus hoffmanni
6. The sculptures: Flying reptiles
7. The sculptures: Dinosaurs
8. The sculptures: "Teleosaurus chapmani"
9. The sculptures: Enaliosaurs
10. The sculptures: "Labyrinthodon"
11. The sculptures: Dicynodon"
Teil 3: A difficult and, perhaps, too bold, attempt (= Ein schwieriger und vielleicht zu kühner Versuch)
12. The reception and legacy of the Geological Court
13. Past becomes future: the conservation of the Geological Court

Im 1. Teil wird in die Welt der Crystal Palace Dinosaurs eingeführt, die wichtigsten Personen vorgestellt, die zur Erschaffung des "geologischen Gartens" beigetragen haben, und der Bau der Anlage bzw. die Bauweise der Tiere beleuchtet.

Der 2. Teil, der umfangreichste Teil, befasst sich konkret mit den Tieren des Parks. Wie schon erwähnt, bestand der Park nicht nur aus den bekannten Dinosaurier-Skulpturen, sondern aus insgesamt wahrscheinlich 37 Figuren, wie Witton schreibt, von denen allerdings nur noch 30 erhalten geblieben sind. Das Schicksal der "verlorenen" Skulpturen ist bis heute nicht geklärt. Sie sind einfach verschwunden, ohne dass über deren Verbleib bislang historische Auszeichnungen gefunden werden konnten. Selbst die Anzahl der ursprünglichen Tiere kann nur anhand von Werkfotos und schriftlichen Aufzeichnungen ermittelt werden.

Bei ihrer Nachforschung stellten Witton und Michel zudem überrascht fest, dass Waterhouse Hawkins ursprünglich eine viel aggressivere und dynamischere Gestik für seine Tiere vorgesehen hatte, er sich aber dann wohl für eine ruhigere Variante entschieden hat.

Übrigens wird mit der Erschaffung der Dinosaurier-Skulpturen im Crystal Palace auch immer wieder der berühmte Paläontologe Richard Owen in Verbindung gebracht, der angeblich als wissenschaftlicher Berater Waterhouse Hawkins zur Seite gestanden haben sollte. Nach intensiver Recherche der beiden Autoren ist dies aber wohl eher weniger der Fall gewesen. Er war zwar bei dem berühmten Dinner in der Iguanodon-Skulptur anwesend, scheint sich aber ansonsten nicht sehr oft in der Werkstatt Waterhouse Hawkins aufgehalten zu haben. Witton schreibt sogar, "dass Owen ein ziemlich nutzloser Berater war" und sein Beitrag in der Literatur oftmals ziemlich überbewertet wird.

Der 3. Teil besteht aus zwei Kapiteln: Eines beschäftigt sich mit dem komplexen Erbe des "geologischen Gartens", das andere mit dem ständigen Kampf gegen seinen Verfall. Leider, so schreibt Witton, kann er keine sonderlich positiven Aussichten für diesen Park dem Leser geben, da der Park in den letzten 170 Jahren nicht sonderlich gut gepflegt wurde und der Verfall der Skulpturen schon ziemlich weit vorangeschritten ist. Immerhin wurde er jetzt unter eine Art Denkmalschutz gestellt ("Grade 1 listed status"), so dass er nun mit einem gewissen Maß an Sorgfalt und Schutz behandelt wird. Ob das jedoch ausreicht, ist noch ungewiss. Witton hofft, dass wir nicht die letzten Generationen sind, die die Dinosaurier des Crystal Palace noch als Original bestaunen dürfen.

Wer sich für das Buch interessiert - hier noch einmal die Daten:
Mark Witton, Ellinor Michel: The Art and Science of the Crystal Palace Dinosaurs. The Crowood Press Ltd, 2022. (192 Seiten, Englisch)



weitere Informationen unter:

  • Mark P. Wiotton′s blog (engl.):
    Introducing The Art and Science of the Crystal Palace Dinosaurs: out next month! (vom 23.04.2022)



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