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Die Brutpflege des Troodon


Die Eierfunde, die aufgrund von embryonalen Entdeckungen dem Fleisch fressenden, ca. zwei Meter langen Troodon zugeschrieben werden und die hauptsächlich in der Nähe der Nestüberreste des Orodromeus auf dem "Ei-Berg" ausgegraben wurden, deuten auf keine großartige Nestfürsorge hin: Die Eier wurden paarweise angeordnet in einer Linie liegend vorgefunden.

Wahrscheinlich wurden sie nach der Ablage vollständig mit Sand und anderen Sedimenten bedeckt und von der Sonnen- bzw. Bodenwärme ausgebrütet. Darauf weist zum einen die sehr grobkörnige Oberflächenstruktur der Eier hin, da nur so bei vollständiger Abdeckung mit Sedimenten ein notwendiger Gasaustausch gewährleistet sein konnte. Zum anderen kann dadurch auch erklärt werden, warum sich hauptsächlich die unteren Schalenhälften erhalten haben.

Das Ei des Troodon war schmal, etwa zehn Zentimeter lang und glich einem runden Kiesel.

David Varricchio vom Old Trail Museum in Choteau, Montana und seine Kollegen (einschließlich Jack Horner vom Museum of the Rockies in Bozeman, Montana) messen dem Fund des Troodon-Geleges eine große Bedeutung bei, da dieser Dinosaurier in die Gruppe der Vogelvorfahren eingeordnet wird. Sein Brutverhalten schlägt einen Bogen zwischen dem Brutverhalten der heutigen Vögel und der heutigen Reptilien.

Troodon-Ei

Krokodile, die einzige heute noch lebende Gruppe der Archosaurier, zu denen auch die Dinosaurier gerechnet werden, legen ihre Eier alle auf einmal in einem Haufen ab und begraben diese anschließend unter Vegetation. Das ist für gewöhnlich die einzige elterliche Fürsorge, die dem Nachwuchs zuteil wird. In den Eiern, die durch die Bodenwärme ausgebrütet werden, wachsen fertige kleine Krokodile heran, die direkt nach dem Schlüpfen allein in der Welt zurechtkommen müssen. Ein weibliches Krokodil besitzt, wie generell alle Reptilien, zwei funktionstüchtige Eileiter, die beide am laufenden Band Eier produzieren und ausstoßen.

Moderne Vögel unterscheiden sich hiervon: Abgesehen von einigen Ausnahmen wird in jedem Eileiter immer nur ein Ei produziert, und die Eier werden dann über einen bestimmten Zeitraum der Reihe nach abgelegt. Diese Verhaltensweise erfordert die Anwesenheit der Mutter zumindest solange, bis das letzte Ei den Weg ins Gelege gefunden hat. Allerdings brüten Vögel ihre Eier selber aus statt sie unter Vegetation zu begraben oder mit Erde zu bedecken und sie dann ihrem Schicksal zu überlassen.


Troodon am Nest eines nichträuberischen Dinosauriers

Das Brutverhalten des Troodon scheint nun eine Mischung aus diesen beiden Verhaltensweisen zu sein: Zwar legte Troodon seine Eier wie die Krokodile ebenfalls im Boden ab und bedeckte sie anschließend mit Sedimenten, doch scheint bei ihm - wie bei den modernen Vögeln - immer nur ein Ei in jedem Eileiter herangereift zu sein. Dies bedeutet, dass die Mutter zumindest solange in der Nähe ihres Geleges bleiben musste, bis das letzte Paar Eier gelegt worden war.


Ob sich die Eltern später um den Nachwuchs kümmerten, ist nicht bekannt: Der embryonale Fund lässt aber darauf schließen, dass bereits schon die frisch geschlüpften Dinosaurier gute Läufer waren. Darüber hinaus kann auch die Tatsache, dass einige Troodoneier in einzelnen Orodromeus-Nester gefunden wurden, als Indiz dafür angesehen werden, dass sich die Eltern nach der Eiablage nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmerten, sondern ihm bereits im Vorfeld mit der ersten Nahrung versorgten.

Für Troodon dürfte die Eiablage in der Nähe von Nestern bzw. direkt in die Nester nichträuberischer Dinosaurier vorteilhaft gewesen sein, da von diesen zum einen keine direkte Gefahr drohte, zum anderen sich sogar der Schutz der Nistkolonie auch auf den räuberische Troodon-Nachwuchs ausdehnte. Das Vertrauen auf die Sonnen- bzw. Bodenwärme barg jedoch auch gewisse Risiken in sich: Im Gegensatz zu den in den Nestern von Maiasaura und Orodromeus vorgefundenen Eiern sind bei den in einer Linie abgelegten Gelege viele Eier unausgebrütet.

Weitere Informationen auf der Seite: Troodon


Weitere Beschreibungen der Brutpflege von anderen Arten bzw. allgemeine Ausführungen darüber:


Die Brutpflege
der Maiasaura

Die Brutpflege
des Orodromeus

Dinosauriereier
und -nester



Literatur zum Thema:
  • Haubold: Die Dinosaurier
  • Lessem: Dinosaurierforscher.
  • Norman: Dinosaurier
  • Horner: Brutpflege bei Dinosauriern.
    (In: Saurier und Urvögel)


  • weitere Informationen (engl.):
    Henry Gee: Dinosaur eggs laid two by two




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